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Rohbau und Ausbau – Wissenswertes und Fakten
Im Hochbausektor stellen, nach Abschluss der Tragwerksplanung, die Gewerke Rohbau und Ausbau den wesentlichen Teil des Gesamtprojekts dar. Angefangen beim Fundament über den Keller bis hin zu den Mauern und Geschossdecken spannt sich der erste Bauabschnitt, Rohbau genannt. Die anschließende Phase der Montage und Installation von Putzen, Trockenbau, Fenster und Vorarbeiten für Heizung, Wasser und Elektrotechnik fällt unter den Abschnitt Ausbau.
Die bei den Rohbauarbeiten verwendeten Materialien und Konstruktionen werden heutzutage im Wesentlichen durch die im Gebäudeenergiegesetz (GEG) definierten Normen und Vorschriften bestimmt. Ziel ist eine energiesparende Bauweise zur Verminderung der Umweltbelastung in den drei Phasen eines Neubaus: Erstellung, Nutzung und Rückbau. Auch bei der Umnutzung oder Sanierung von Bestandsbauten kommt heute kein Planer mehr an einem nachhaltigen Konzept vorbei.
Baumaterialen und Konstruktion des Rohbaus
Im Allgemeinen werden die meisten Bereiche des Rohbaus in Stahlbeton ausgeführt. Für Fundamente, Sohlplatten und Geschossdecken gibt es kein Material, das die statischen Erfordernisse und die rationelle Verarbeitung besser erfüllt. Während die Sohlplatte mit der innenliegenden Bewehrung grundsätzlich vor Ort gegossen wird, können andere Elemente wie Wände und Decken auch als Fertigbetonelemente angeliefert und direkt montiert werden. Das verkürzt die Bauzeit insbesondere bei gewerblichen Bauten erheblich durch den Wegfall der Trockenzeiten.
Vertikale Bauelemente wie Fassaden, Außen- und Innenwände werden normalerweise insbesondere im Privat- und Wohnungsbau in Mauerwerk erstellt. Dabei kommen sowohl das gängige Normalformat (NF) als auch großformatige Plansteine zum Einsatz. Neben den üblichen Tonziegeln werden wegen der ausgezeichneten Dämmeigenschaften und schnellen Verarbeitung auch häufig Gasbetonsteine verwendet. Nicht nur das Großformat selbst, sondern auch das nahezu fugen- und mörtelfreie Setzen spart eine Menge teure Arbeitszeit ein. Statt Dickschichtmörtel werden Plansteine mit einem speziellen, zementgebundenen Kleber verbunden. Dies ermöglicht eine extrem kurze Mauer- und Trockenzeit.
Gebäude-Ausbau durch Grundrisserweiterung, Aufstockung oder Raumumwandlung
Eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Alternative zu einem Neubau kann in vielen Fällen die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes sein. Kostspielige Abriss- bzw. Rückbaumaßnahmen können teilweise vermieden werden. Noch stärker ins Gewicht fällt die Tatsache, dass meistens die ersten typischen Phasen der Rohbauarbeiten komplett entfallen. Zu diesen gehören:
- Bodengutachten zur Erstellung eines Fundaments
- Aushub einer Baugrube
- Erstellung der Fundamente
- Betonierung der Sohlplatte
- Bodenplatten Abdichtung gegen aufsteigende Feuchte
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Erstellung des Kellers
Gerade die Vorarbeiten unterhalb des Erdgeschosses machen einen erheblichen Kostenfaktor bei der Errichtung eines Neubaus aus. Meistens sind Fundamente und Untergeschoss bei Bestandsbauten in statischer Hinsicht vollkommen ausreichend. Es müssen lediglich Baumaßnahmen durchgeführt werden, um Abdichtung und Dämmung auf den heutigen Stand der Bauverordnungen und Anforderungen der Nutzer anzupassen. Dazu gehören insbesondere die Abdichtungen erdberührter Bauteile zum Schutz vor aufsteigender Feuchte. Generell müssen im Erdbereich Feuchtigkeitssperren nach den heutigen Regeln der Technik neu aufgebracht werden.
Sowohl unterhalb als auch oberhalb der Oberkante Terrain (OKT) sollte anschließend eine Dämmung aufgebracht werden. Im Keller spricht man von Perimeterdämmung, die nach der Abdichtung montiert wird. Generell ist heutzutage immer auch eine Wärmedämmung des Untergeschosses zu empfehlen, welche die Bodenplatte und Kellerdecke miteinschließt. Ab OKT muss dann auf eine effiziente Fassadendämmung nach heutigem Standard geachtet werden. Dabei sind die Grenzwerte des Gebäudeenergiegesetzes in der novellierten Fassung von 2023 einzuhalten.
Gleichzeitig sind Mauern und Geschossdecken in das Gesamtkonzept der Wärmedämmung mit einzubeziehen. Dies schließt selbstverständlich auch das Dachgeschoss mit ein. Eine nachträgliche ausreichende Dämmung des Daches von innen führt sowohl bauphysikalisch als auch vom erreichbaren Kennwert her selten zum gewünschten Ergebnis. Nur eine Aufsparrendämmung garantiert eine bauschadenfreie, effiziente Verminderung des Wärmeverlustes durch die Dachhaut.
Das Tragwerk des Gebäudes in der Planung
Bei Neubauten fällt ein Großteil der Vorarbeiten durch das verantwortliche Architekten- und Ingenieurbüro auf die Tragwerksplanung. Sie ist Teil des Gesamtkonzepts und bestimmt wesentlich das spätere Aussehen eines Gebäudes. Je nach gewünschtem Entwurf müssen die Planer zwischen verschiedenen Tragwerkstypen wählen. Vom filigranen Stahlskelettbau bis hin zum massiven Mauerwerks- oder Stahlbetonbau gibt es eine riesige Anzahl von Tragwerkskonstruktionen und -materialien.
Mögliche Hochbaukonstruktionen hängen im Wesentlichen von der gewünschten Gebäudehöhe und von der Schlankheit seines Querschnitts ab. Selbstverständlich spielt auch der Baugrund bei der Planung und Kalkulation eine wichtige Rolle. Mit Hilfe der Erstellung eines Bodengutachtens entscheidet der Bodeningenieur zusammen mit dem Architekten über die Realisierbarkeit des Vorentwurfs. Hierbei werden, je nach Tragfähigkeit des Untergrunds, auch die notwendige Dimensionierung der Fundamente und ihrer Bewehrung errechnet. Am Ende der ersten Bauphase erfolgt dann nach Abschluss der Rohbauarbeiten die Abnahme durch einen Prüfstatiker.
Die zweite Bauphase: Der Ausbau
Bei einem Neubau beginnt unmittelbar im Anschluss an die Fertigstellung der Rohbauarbeiten die zweite Bauphase. In erster Linie muss das Gebäude vor unberechtigtem Betreten und Wettereinflüssen geschützt werden. Daher werden in den meisten Fällen eine provisorische Bautür und Verkleidungen in allen Fensteröffnungen angebracht. Bei kleineren, privaten Häusern werden oft auch gleich die endgültigen Fenster und Außentüren montiert. Einen guten Überblick über Materialien und Arten von Türen bietet das Türenbuch. Neben gestalterischen Fragen werden auch alle technischen Aspekte zu Brand-, Schall-, Wärme- und Einbruchschutz behandelt.
Die Vorinstallation von Wasser, Heizung und Strom gehört zu den wesentlichen Bereichen im Ausbau. Von einer sorgfältigen Planung und Ausführung hängt es ab, ob hinterher die gesamte Hausinstallation einwandfrei funktioniert. Daher sollte eine ausführliche Kontrolle erfolgen. Erst danach können Innenputz und Fliesenarbeiten durchgeführt werden. Auch der Estrich und alle Fußbodenbeläge müssen auf die Fertigstellung der Vorinstallation warten. Gleichzeitig beginnen Tischler und Trockenbauer mit den Gewerken Dachausbau und Leichtbau.
Am Ende stehen die Malerarbeiten und die Endmontage der Sanitärobjekte und der Küche. Nur eine detaillierte Montageplanung erspart Architekten und Bauherren später ärgerliche Reklamationen bzw. aufwändige Nachbesserungen. Bereits kleine Fehler in der Vorinstallation führen am Ende zu Maßungenauigkeiten und Problemen bei der Endmontage. Daher sollten Architekten und Planer schon in den ersten Wochen des Ausbaus unbedingt die Einbauhöhen und Rohrauslässe direkt im Rohbau überprüfen. Der Ausbau endet mit dem Einbau der Treppen und Innentüren.
Auch nach der Endabnahme und der Schlüsselübergabe endet normalerweise noch nicht die Arbeit des Planungsbüros. Die Leistungsphase 9 der HOAI umfasst die Objektbetreuung. Dazu gehören neben der Mängelüberwachung auch die Koordination und Überwachung von Instandhaltungsarbeiten und Wartung des fertigen Gebäudes.
Nachhaltiges Bauen
Sowohl im Neubausektor als auch bei der Altbausanierung kommt heute kein Projektleiter mehr am Aspekt der Umweltverträglichkeit vorbei. Dies betrifft bereits den umweltschonenden Rückbau alten Gebäudebestands, wenn notwendig. Auch bei den Rohbauarbeiten sollte auf eine möglichst ressourcenschonende Ausführung geachtet werden. Sowohl die eingesetzten Materialien als auch die notwendige Energie zu ihrer Herstellung sind wichtige Voraussetzungen für Nachhaltiges Bauen.
Daher sollten Architekten die Bauherren zu diesem Thema sensibilisieren und eine möglichst nachhaltige Bauweise erreichen. Mit dem weltweit anerkannten DGNB Zertifizierungssystem wird es Planern vereinfacht, die entsprechenden Gebäudezertifizierungen zu erhalten. In diesem Zusammenhang wird auch vom »Green Building« und »Zirkulärem Bauen« gesprochen.
Vor allen Dingen letzterer Begriff verdeutlicht die Idee, welche hinter der Zertifizierung steht. Urban Mining und kreislaufgerechtes Bauen gehören zu den Herausforderungen der Zukunft. Das Ziel soll ein geschlossener Kreislauf eines Gebäudes von seiner Entstehung über die Nutzung bis hin zum umweltfreundlichen Rückbau sein. Beim letzten Schritt steht die vollständige Wiederverwendung der alten Baustoffe durch Recycling bzw. Upcycling im Vordergrund.